Media literacy
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(Digitale) Medienkompetenz


Auch wenn wir in einer digitalen Welt leben und unsere Handys und Computern in Ausbildung, Arbeit und Freizeit täglich nutzen, bedeutet das nicht, dass wir allgemein über eine ausreichende digitale Kompetenz verfügen.

Nicht einmal alle aus der Y+-Generation, die in einer Informationsgesellschaft aufgewachsen sind und denen somit nachgesagt wird, besonders sicher im Umgang mit Informationstechnologie zu sein, können als echte „Digital Natives“ bezeichnet werden. Bildungsmonitoring-Studien, wie die International Computer and Information Literacy Study zeigen, dass es bei österreichischen Jugendlichen teils gravierende Wissenslücken in Bezug auf computer- und informationsbezogene Kompetenzen gibt und die vorausgesetzten Fähigkeiten im internationalen Vergleich teils wenig ausgeprägt sind.

Für die Teilhabe an einer modernen Gesellschaft sind grundlegende digitale Kompetenzen jedoch eine notwendige Voraussetzung.

Auch der Mangel an IT-Workern ist seit Jahren ein Thema und wirkt sich auf viele Volkswirtschaften in vielerlei Hinsicht negativ aus.

Was zeichnet digitale Kompetenz aus?

Digitale Kompetenz ≠ digitale Endgeräte bedienen zu können. Es geht um mehrere Schlüsselqualifikationen und Soft Skills:

  • Fotos und Videos mit dem Smartphone aufnehmen und versenden.
  • Grundlegende Einstellungen am Smartphone eigenständig vornehmen.
  • Die Fähigkeit, Informationen zu recherchieren, einzuordnen und zu kreieren.
  • Reflexion, kritisches Denken und Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Daten.
  • Computational Thinking: sich in die Lage eines Computers versetzen zu können und ein Basisverständnis von Softwareanwendungen, datengetriebenen Produkten, Algorithmen und künstlicher Intelligenz zu haben.
  • Kommunikation, Kollaboration und Kooperation im digitalen Raum.
  • Sensibilisierung für Cybersicherheit und die Verwendung sicherer Passwörter.
  • Erlernen der rechtlichen Aspekte im Umgang mit digitalen Medien.

Was hat digitale Kompetenz mit digitaler Souveränität zu tun?

Ein gewisses Maß an Digital-Know-how ermöglicht eine selbstbestimmte Partizipation in einer modernen Gesellschaft. Außerdem kann ein sinnvoller Umgang mit neuen Medien die Kreativität beflügeln und schafft somit die Grundlage für Innovationen.

Dabei sollte jede:r auch fähig sein, digitale Technologien und deren unendliche Möglichkeiten kritisch zu hinterfragen, über den Tellerrand zu blicken und bei allen Handlungen ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein an den Tag zu legen.

Digitale Kompetenz und Künstliche Intelligenz (KI)

Um seriös mit KI-Systemen arbeiten zu können, ist ein technisches Grundverständnis unerlässlich.

Leider wird KI, vor allem in Bezug auf geistiges Eigentum und Datenschutz, immer noch sorglos eingesetzt. KI-gestützte Contenterstellung kann problematisch werden, weil man teils Wahrheit von Fakes nicht mehr unterscheiden kann. Auch die Gefahr von „Halluzinationen“, vor der bestehende KI-Systeme nicht gefeit sind, sollte immer wieder ins Bewusstsein gerückt werden.

Nicht zuletzt wirft die KI-Kluft, darunter versteht man u.a. Diskrepanzen in der Gesellschaft bezüglich des Wissens über KI und deren Verbreitung, sozioökonomische Fragen auf, denen entsprechend begegnet werden muss.

Natürlich gibt es bereits eine europäische Verordnung zu dem Thema. Im EU Artificial Intelligence Act (Artikel 4) ist geregelt, dass die Anbieter und Betreiber von KI-Systemen Maßnahmen ergreifen müssen, um sicherzustellen, dass ihr Personal und andere Personen, die in ihrem Auftrag mit dem Betrieb und der Nutzung von KI-Systemen befasst sind, über ausreichende KI-Kompetenz verfügen, wobei ihre technischen Kenntnisse, ihre Erfahrung, ihre Aus- und Weiterbildung und der Kontext, in dem die KI-Systeme eingesetzt werden sollen, sowie die Personen oder Personengruppen, bei denen die KI-Systeme eingesetzt werden sollen, berücksichtigt werden.

Wie kann digitale Kompetenz vermittelt werden?

Im Zusammenhang mit IT gilt das Prinzip des lebenslangen Lernens mehr als in anderen Bereichen. Eine sich ständig verändernde Welt erfordert von der Gesellschaft, sich ebenfalls ständig anzupassen. Und auch wenn sich die Wenigsten total verschließen, ist eine gewisse Skepsis oder sogar Ablehnung gegenüber digitalen Angeboten durchaus noch vorhanden.

Die Digitalisierung hat zweifelsfrei volkswirtschaftliche Auswirkungen, zu denen Wachstum, Steigerung des Umsatzes und die Sicherung von Arbeitsplätzen gehören. Aufgabe des Bildungssystems muss es also sein, die Angst vor Veränderungen zu nehmen, die Resilienz zu stärken und das Allgemeinwissen in diesem Bereich zu verbessern, damit möglichst viele Menschen erfolgreich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.

Es sollte für jede:n selbstverständlich sein, die elementare Funktionsweise von digitalen Werkzeugen, die wir im Alltag nutzen, zu verstehen. Nachdem es dabei immer um das strukturierte Lösen konkreter Probleme in der realen Welt geht und durch Digitalisierung Arbeitsabläufe automatisiert und dadurch vereinfacht werden, kann dieser Lernprozess äußerst spannend, kreativ und befriedigend sein.

Digitale Grundbildung muss generell ausgebaut und zusätzlich durch Erwachsenenbildungsangebote ergänzt werden.

Die Digitale Kompetenzoffensive für Österreich hat das Ziel, bis 2030 möglichst alle Menschen in Österreich „digitalfit“ zu machen, den Anteil der IT-Worker zu steigern, um dem Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu entsprechen und die Wachstumspotentiale der Digitalisierung bestmöglich nutzen zu können. Mit der Einführung eines nationalen Referenzrahmens sollen digitale Fähigkeiten mess- und vergleichbar gemacht werden.

In der Schule kommen dabei „Medienbildung“ und insbesondere dem verpflichtenden Unterrichtsfach „Digitale Grundbildung und Informatik“ entscheidende Rollen zu. Zum einen wird hier eine möglicherweise vorhandene Scheu vor Computern und Softwareentwicklung genommen und zum anderen kann das Interesse an IT geweckt und dadurch Talente gezielt gefördert werden.

Bei all dem darf nicht vernachlässigt werden, dass zunächst einmal die Lesefähigkeit verbessert werden muss – und das über das Schulalter hinaus – weil die Fähigkeit des sinnerfassenden Lesens und selbständigen Lernens natürlich eine Grundvoraussetzung ist, um Medienkompetenz zu erlangen.

Fazit

Es gibt in den kommenden Jahren noch viel zu tun. Die verantwortlichen Politiker:innen sind sich des Problems der mangelnden Bildung in diesem Bereich jedoch bewusst und es gibt bereits gute Strategien, um dem entgegenzuwirken.


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