OpenSource
opensource.com (CC BY-SA 2.0)

Warum Open Source?


Viele populäre Technologien würde es ohne das Konzept der freien Software (OSS) gar nicht geben. Weder das WorldWideWeb, noch Personal Computer, geschweige denn Mobiltelefone oder Apps hätten mit ausschließlich proprietärer Software die kritische Masse überhaupt erst erreichen können. Die IT-Branche wäre ein äußerst elitäres Spielfeld und unser moderner Lebensstil wäre in der Form, wie wir ihn heute gewohnt sind, undenkbar.

Wir nutzen Open Source Technologien und Dienstleistungen jeden Tag – zum Teil ohne, dass es uns bewusst ist. Linux, Firefox, Git, Apache, PHP, Node.js, WordPress, WooCommerce, Drupal und Nextcloud sind zum Teil Marktführer in ihrem Bereich. Signal ist ein freier Messenger für E2E-verschlüsselte Kommunikation. Jitsi Meet bietet eine sichere Videokonferenz-Lösung an, die theoretisch sogar selbst gehostet werden kann. Mit Google Fonts gibt es ein umfangreiches Verzeichnis an lizenzfreien Schriftarten. Für KI-Anwendungen werden mittlerweile generative Sprachmodelle quelloffen bereitgestellt. Und was würden wir nur ohne Wikipedia und die vielen freiwilligen Unterstützer:innen, die an dieser freie Enzyklopädie mitarbeiten, tun?

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Eines der Hauptargumente für den Einsatz von Open Source Produkten ist für die meisten natürlich „frei“ im Sinne von kostenfrei.

Die Ursprünge von Open Source gehen auf die DIY-Bewegung zurück, wo Gleichgesinnte gemeinsam experimentiert und sich einfach aus Neugier und Spaß an der Sache untereinander ausgetauscht und mit viel Herzblut, Leidenschaft und Idealismus Wissen vermittelt haben.

Somit ist der eigentliche Grundgedanke also „frei“ im Sinne von offen bzw. uneingeschränkt und Open Source wird dadurch als Philosophie angesehen, die durch Aufgeschlossenheit, Kooperation und Freude am Teilen, Innovation fördert.

Software, die unter der GPL lizenziert ist, genießt die folgenden vier Grundfreiheiten:

  • Die Freiheit, das Programm für jeden Zweck auszuführen
  • Die Freiheit, die Funktionsweise des Programms zu untersuchen und zu verändern
  • Die Freiheit zur Weitergabe
  • Die Freiheit, modifizierte Versionen zu erstellen

1. Open Source besteht aus Geben und Nehmen

Einer für alle – alle für einen!

Zusammenarbeit und zwischenmenschliche Beziehungen spielen eine entscheidende Rolle. Jede:r aus der Community kann eigene Stärken einbringen, Prioritäten setzen, Ziele definieren und somit zur Verbesserung der Produktqualität beitragen.

2. Open Source baut auf Transparenz

Die Möglichkeit, jederzeit Einsicht in den Programmcode nehmen und Modifikationen vorschlagen zu können, schafft Vertrauen und Sicherheit und tritt nicht zuletzt Big Data und Überwachungskapitalismus, also dem Verlust von Privatsphäre durch das Bezahlen mit den eigenen Daten, entgegen.

3. Open Source entwickelt automatisch eine Fehlerkultur

Öffentliche Code contributions stärken die Eigenverantwortung. Ganz nebenbei lernt man Neues dazu und dank Schwarmintelligenz steigt die Wahrscheinlichkeit, Bugs zu entdecken und Verbesserungen zu erzielen.

4. Open Source verwendet Regeln

Nur weil Code auf offener Bühne und dezentral entwickelt wird und frei verfügbar ist, agieren die mitwirkenden Akteure nicht im rechtsfreien Raum.

Aus diesem Grund haben verschiedene OSS-Initiativen und Organisationen, Standards, Richtlinien und Lizenzbedingungen definiert, wodurch den Usern sogar Pflichten entstehen.

Zumeist geht es darum, dass es keinerlei Nutzungseinschränkungen geben darf und keine Lizenzgebühren verlangt werden dürfen. Auch Gewährleistungs- und Haftungsfragen werden erörtert. Im Gegensatz zu Public Domain muss das Copyright, also die Urheberschaft der Entwickler:innen, anerkannt werden. Abgeleitete Arbeiten müssen die ursprüngliche Lizenz der Basis übernehmen.

Choosealicense.com ist ein Web-Service von GitHub, das bei der Wahl einer geeigneten Open Source Lizenz hilft.

5. Open Source wirkt nachhaltig

Ein gutes Team, das qualitativ hochwertige Software entwickelt und die Community miteinbezieht, steigert das Vertrauen und hat die besten Voraussetzungen, am Markt zu bestehen, erfolgreich zu sein und schließlich zu skalieren.

Moderne Projektmangement-Prozesse mit Versionsverwaltung, Test-Driven-Development und Issue-Tracking, schaffen dabei eine ausgezeichnete Basis, um auch im losen Verbund auf professionellem Niveau zusammenarbeiten zu können.

Laut einer EU-Studie aus dem Jahr 2021 stärkt Open Source-Software die technologische Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit in der EU und ist zugleich Innovationstreiber.

In Deutschland gibt es mit dem Zentrum Digitale Souveränität (ZenDiS) eine zentrale Anlaufstelle für die öffentliche Verwaltung, die die Koordination und Steuerung von Open Source-Entwicklungsvorhaben übernimmt und Software-Lösungen für die Allgemeinheit aktiv vorantreibt. Die Idee ist vielversprechend und macht international bereits Schule.


Natürlich gibt es auch Negativbeispiele in der Szene. Einige OSS-Projekte sind durch Ausnutzung, Überlastung und Unterfinanzierung gekennzeichnet, oder vom Goodwill einiger weniger Entwickler abhängig.

Aus diesem Grund haben manche Lobbyisten und Kritiker schon die Post-Open Source Bewegung bzw. Open Source 2.0 ausgerufen, um Dual-Licensing zu propagieren und damit ein tragfähigeres Business Modell zu etablieren. Nach deren Vorstellung sollten zumindest große Unternehmen die Entwickler angemessen bezahlen, um den Code einsetzen zu dürfen.

Diese Form der Kommerzialisierung hat jedoch nichts mehr mit der ursprünglichen Open Source-Idee zu tun, die in vielen Fällen alternativlos ist. Ein Projekt effizient und wirtschaftlich voranzubringen und dabei noch die soziale Komponente miteinzubeziehen, ist einfach der logische und richtige Weg.

Mit etwas Einfallsreichtum lässt sich auch frei verfügbare Software monetarisieren. Viele Anbieter bieten sinnvolle kostenpflichtige Zusatzleistungen wie Supportverträge, Service-Level-Agreements oder automatische Updates an. Auch Spendenfinanzierung, Crowdfunding oder Entwicklungspartnerschaften mit Organisationen sind Möglichkeiten, Projekte zu unterstützen und Aktivitäten zu finanzieren.

Die meisten Mitwirkenden in OSS-Projektteams arbeiten in der Regel auch nicht unentgeltlich, sondern werden von ihren Arbeit- oder Auftraggebern zweckgebunden bezahlt. Viele Unternehmen stellen einen gewissen Prozentsatz der verfügbaren Ressourcen für Contributions oder Support bereit. Auf diese Weise können sie eine Community aktiv unterstützen, die Richtung der Entwicklung beeinflussen und letztendlich von den Ergebnissen profitieren – ganz zu schweigen von der unbezahlbaren PR für das eigene Unternehmen.